Das Dorf und die Mühle Lauth

Lauth war ein Stadtteil von Königsberg in Preußen. Es gab das Dorf und die Mühle Lauth. Sie heißen heute auf russisch: Isakovo und Malo Isakovo. Im Jahre 1263 war die Bezeichnung Lawte, Lawete und Lauwete, 1303 quarundam villarum in Lauthen, 1379 bei der Mühle Lavtin und ab 1448 Lauth. Die Herkunft des Namens Lauth  (Lawet) stammt wohl von einer altpreußischen Flurbezeichnung und bezieht sich auf unsauberes Wasser. Das Dorf lag am Fluss Lauthen.

Fuhr man von Königsberg durch das Sackheimer Tor nach Osten in Richtung Arnau, so erreichte man Lauth, ein Dorf, in dem früher überwiegend Landwirtschaft betrieben wurde. Blättern wir in alten Chroniken, wird Lauth schon sehr früh, bald nach der Gründung Königsbergs, erwähnt. Bereits 1299 verlieh der Komtur von Königsberg, Berthold von Brühaven, den Bürgern der Stadt Wiesen in dem großen Pregelwerder, dazu noch Wiesen bei dem Dorf Lauth als Gemeindewiese von der Brücke hinab bis zur Stadtfreiheit.
Der Propst Bruder Johannes und das Domkapitel vom Samland verliehen Tylo von Stauten Land am Lauther Mühlenfließ zur Anlage einer Mühle. Lauth gehörte zum Samland und unterstand dem Bischof Siegfried vom Samland.
1344 setzte Papst Klemens VI. Jakob vom Samland als Bischof ein, der vorher dort Propst war und den Einwohnern von Lapsau ein bei der Mühle Lauth gelegenes Land als Weide für ihr Vieh verliehen hatte.
Die Mühle Lauth hatte eine wechselvolle Geschichte, 1460 befahl der Hochmeister von Erlichshausen dem Komtur zu Ragnit, mit Feuerschiffen bei der Mühle Lauth zu ihm zu stoßen, um Wehlau anzugreifen. 1525 hielt Herzog Albrecht bei der Mühle Lauth ein blutiges Strafgericht über die aufständischen Bauern. Der Winter 1554 war so kalt, dass in der Umgebung alle Teiche zufroren, so dass fast alle Mühlen still standen. So mussten Korn und Malz zur Mühle Lauth gefahren werden.
Von der zweiten Gemahlin Albrechts I., der Herzogin Anna Maria, wurde die Mühle 1566 an die „Los- und Kuchenbäcker“ der drei Städte Königsbergs verliehen.
Später kam noch eine Sägemühle hinzu, die im Jahre 1583 vom Markgrafen Georg Friedrich ebenfalls an Königsberg verliehen wurde. Voraussetzung war die Einstellung eines tüchtigen Müllers, der mit beiden Mühlen umgehen konnte. Die Königsberger Bäcker hatten aber dafür sehr viel zu liefern. Weit über ein Jahrhundert wurde die Lauther Mühle von den Königsberger Bäckern genutzt, bis sie sich 1617 über die hohen Abgaben in einer Eingabe beklagten.
In einem Erlaß von 1667 werden die Bürgermeister und Räte der drei Städte Königsbergs aufgefordert, die Bäcker zur Zahlung eines rückständigen Pachtzinses in Höhe von 1576 Mark aufzufordern. Die Bäcker kamen der Aufforderung nur zögernd nach und hatten auch zwei Jahre später die Schuld noch nicht beglichen.
Wurden sämtliche Mühlen des Ritterordens noch mit Wasserkraft betrieben, so erfolgte später, zur herzoglichen Zeit, der Bau von Windmühlen. Alle Mühlen waren seit Ordenszeiten ein einträgliches landesherrliches Hoheitsrecht, auf das erst nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges 1806/07 verzichtet wurde. So kamen die Mühlen zur Versteigerung gegen Höchstgebot.
Die Mühle Lauth wurde von Friedrich Wilhelm Lehmann für 33 300 Reichstaler ersteigert. Noch viele Besitzer hatte die Lauther Mühle, als letzter wird Kurt Käswurm genannt, der sie 1894 in Besitz nahm.
Im Jahre 1874, so lesen wir weiter, wurde im Landkreis Königsberg ein Amtsbezirk Liep gebildet, der aus den drei Gemeinden bzw. Gutsbezirken Lauth, Lapsau und Liep bestand. 1883 kam als vierter Bezirk noch Palmburg hinzu.
Aus der Besitzung Lapsau wurde 1897 ein neuer Gutsbezirk mit 284,5212 ha Land gebildet. Auch der Nordzipfel des Lauther Mühlenteiches kam mit 7,9050 ha zu Lapsau.
Im Jahre 1903 wurde aus dem Amtsbezirk Quednau die Landgemeinde Cummerau teilweise in die Landgemeinde Lauth eingegliedert.
Nachdem der Gutsbezirk Liep 1927 teilweise in den Stadtkreis Königsberg (Pr.) eingemeindet wurde, gab es einen Zusammenschluss der Landgemeinde Lauth (teilweise), der Gutsbezirke Lapsau, (teilweise), Liep (Rest) und Palmburg zur neuen Landgemeinde Palmburg. Der Amtsbezirk Liep wurde in Lauth umbenannt.
Nach mehreren Eingliederungen von Teilen der einzelnen Bezirke in andere Landgemeinden umfasste der Amtsbezirk Lauth die Landgemeinden Lauth und Palmburg.
Eine Brücke über beide Pregelarme bei Palmburg wurde 1937 als letzte Brücke Königsbergs vollendet. Am 1. April 1939 erfolgte die Eingemeindung von Lauth in den Stadtkreis Königsberg (Pr.) und die Gemeinde Palmburg kam zum Amtsbezirk Arnau. Der Amtsbezirk Lauth war damit aufgelöst.
Das Dorf Lauth hatte nach 1939 – 1827 Einwohner, die in den Ortsteilen Abbau Lauth, Bauernsiedlung, Dorf Lauth, Landarbeitereigenheime, Gärtnersiedlung und Siedlung wohnten. Nach Osten wurde das Dorf vom Mühlenteich abgegrenzt, an dessen Südspitze das Gut Lapsau lag. Nahe dem Mühlenteich lag auch das Fort Stein, das zum Festungsgürtel der Stadt gehörte. 


Carl Schulz, Die Mühle Lauth im Wandel der Zeiten. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte von Ost- und Westpreußen (VGOW) 7, 1932/33, S. 15-23.

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2 Antworten to “Das Dorf und die Mühle Lauth”

  1. Monika Diettrich Says:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich bin an weiteren Informationen über das Dorf Lauth bei Königsberg und vor allem über das dazugehörige Gut interessiert. Es gab wohl ein Gut Lapsau, das südlich vom Lauther Mühlenteich gelegen war. Gehörte das zu Lauth oder evtl. Liep? Wer war der letzte Besitzer des Gutes oder der letzte Verwalter?

    Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen!

    Mit freundlichen Grüßen
    Monika Diettrich

  2. Margit Stäbler-Nicolai Says:

    Robert Schadwinkel heiratete 1893 Helene Nicolai aus Königsberg;
    Weiß man wer die Eltern von Helene Nicolai waren? Unsere Vorfahren stammen aus Königsberg….

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